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Geschichten & mehr

Regenbogenträume

 

Ich möchte dir eine Geschichte aus dem Leben des Blauen Löwen erzählen.

Es ist nicht nur eine Geschichte -vielmehr sind es wahre Träume.

In einer Wüste, in einem fernen Land, lebte der Blaue Löwe mit seiner Vertrauten, der Blauen Rose. Er verbrachte viele seiner Tage in Gedanken und Wünschen.

Seine Gedanken trieben ihn oft ruhelos durch diese Einöde und immer wenn es besonders schlimm war, dann zog es ihn zur Blauen Rose.

Mit ihr verbrachte er viele Stunden im Gespräch. Es waren oft traurige Gedanken, die den Blauen Löwen beherrschten, aber die Blaue Rose konnte ihn trösten. Sie half ihm durch die Gespräche und brachte ihn immer wieder ein Stück weiter, dem Licht am Ende des Tunnels entgegen. Er war sehr froh, dass er sie hatte und mit ihr sprechen konnte.

Eines Abends, als er sich schlafen legte, war ihm ganz sonderbar ums Herz.. es war ihm so, als ob etwas passieren müsste. Der Tag war an sich schon etwas besonderes - es war sein Ehrentag. Der Tag, an dem der Blaue Löwe vor langer Zeit, das Licht der Welt erblickte. Aber nicht nur, weil sein Geburtstag war, machte diesen Tag so besonders - da war noch Etwas. Doch er wußte nicht, was es war...

Mit diesen Gedanken legte er sich am Abend nieder und schlief ein.

Sein Schlaf war unruhig. Es war immer noch da. Er spürte es, obwohl er nicht wach war. Ein Gefühl machte sich selbst im Schlaf in ihm breit. Es war nicht zu beschreiben, da es ihn nur sanft zu berühren schien. Es wurde stärker. Es war ihm, als streichelte eine sanfte Hand sein Herz - ganz zart und sacht.

Er erschrak ein wenig, doch irgendetwas sagte ihm, er müsse keine Angst haben und er gab sich diesem Gefühl hin. Es war wunderschön.

Immer tiefer fiel der Blaue Löwe in den Schlaf. Da sah er etwas. Es kam langsam auf ihn zu. Es schillerte in allen Farben des Regenbogens. Es war eine kleine Seifenblase - eine Regenbogenseifenblase. Das Licht der Traumwelt brach sich in ihr und lies sie noch intensiver erscheinen. Ein Glücksgefühl machte sich im Blauen Löwen breit, obwohl er gar nicht wußte warum, es auf einmal da war. Ihn interessierte plötzlich nicht mehr, warum es so war. Er wollte es nur geniessen und immer mehr sehen.

Angestrengt blickte er zu der schillernden Kugel hin und da gewahrte er etwas in ihr. Er wurde ganz ruhig. Was er sah, bannte seinen Blick. Es mußte ein Traum sein - es konnte gar nicht anders sein. Nein.

In dieser Kugel sass ein Mädchen, klein und zart, mit sehnsuchtsvollen Augen. Ihr Blick brannte sich tief in sein Herz - war es nicht sein Blick, den er in diesen Augen wiederfand?

Er sah wie in einen Spiegel und eine Träne lief über seine Wange. Leise, ungesehen und unbemerkt kullerte sie hinab und tropfte in den Wüstensand, wo sie von Tausenden von Sandkörnern gierig aufgesogen wurde.

Er bemerkte es nicht. Er wollte nur noch in diese Augen sehen. Seine Gedanken formten sich zu Worten und sein Mund öffnete sich um ihnen den Weg frei zu machen. Er sprach dieses Mädchen mit den sehnsuchtsvollen Augen an:

"Wie kommt es, dass ich mich in deinen Augen wiederfinde? Komm zu mir! Du bist ich und ich bin du. Es kann nicht anders sein. Lass mich zu dir, ich weiß, dass es so sein muß!" Ganz nach Löwenmanier sprach er mit ihr. Bestimmend und mit Nachdruck.

Das Mädchen in der Kugel sprach kein Wort, sah ihn nur an. Es hob langsam seine Hand. Sie legte einen Finger auf ihre Lippen. Sie gab ihm ein Zeichen - er solle still sein... Keine Worte mehr, bedeutete dieses Zeichen. Doch der Blaue Löwe wollte nicht still sein.

Er sprach sie noch einmal an:" Bitte, lass mich zu dir! Ich weiß, dein Herz ist meines und meines ist deines - es muß so sein!"

Auf einmal sah das Mädchen traurig aus. Der Blaue Löwe konnte es nicht deuten. Was war passiert? Was hatte er getan oder gesagt? Er hatte ihr doch nur seine Gefühle offenbart und sie mußte es genauso spüren wie er. Sie hat doch auch in seine Augen gesehen und auch seinen sehnsuchtsvollen Blick erkannt. Warum wurde aus dieser Sehnsucht nun Trauer? Er fand keine Antwort.

Während er überlegte, vernahm er eine sanfte Stimme. Er blickte das Mädchen an. Von ihr konnte die Stimme nicht kommen, sie bewegte ihre Lippen nicht. Ihre Augen sagten ihm aber, dass sie es war, die zu ihm sprach. Ihre Worte durchzogen seinen ganzen Körper - waren in seinem Kopf, in seinem Herzen.

"Mein Blauer Löwe", hörte er " ja, du hast recht.. dein Herz ist mein Herz und meines ist deines. Aber eines mußt du wissen, ich bin auch dein Traum. Wir werden uns immer und immer wieder begegnen in UNSEREN Träumen - sie gehören uns. Hier wird es ein WIR sein und hier werden wir uns begegnen, uns berühren und uns fühlen."

Der Blaue Löwe erschrak und fragte: " Aber was ist wenn ich aufwache, wirst du dann weg sein? Das möchte ich nicht, ich will, dass du bei mir bist, nicht nur im Traum. Du sollst auch im realen Leben mein Traum sein. Es muß so sein!"

Da sah er die Tränen in den Augen des Mädchens und sofort wußte er, dass er etwas Falsches gesagt hatte.

Das Mädchen klang wieder in seinem Körper, mit ihrer streichelnden, wohligen Stimme - ein wenig trauriger als vorher:" Mein Liebster, ich sagte dir bereits, ich bin dein Traum. Du weißt doch, es muß sie geben.

Träume in schillernden Farben, in Regenbogenfarben, die dich streicheln, dir gut tun. Ohne sie könnten die Menschen nicht leben. Sie zeigen ihnen den Weg. Ohne diese Träume würden die Menschen keinen Sinn im Leben finden. Sie würden sich nach nichts mehr sehnen, denn da wäre nichts, was sie sich erfüllen möchten. Du möchtest deine Sehnsucht erfüllt haben. Du hast sie in meinen Augen gesehen. Ja, genau deine Sehnsucht, wie in einem Spiegel. Du willst nicht mehr einsam sein und bis dahin - bis du erkennst, dass du nicht einsam bist, werde ich bei dir sein -in deinen Träumen. Hier werden wir uns immer wieder treffen.

Aber eine Bitte habe ich: Verliere dich nicht in mich, in deinem Traum. Ich möchte für dich da sein und dir den Weg ebnen. Dich erkennen lassen. Dazu bin ich da. An dir ist es aber, dieses Erkennen umzusetzen."

Der Blaue Löwe blickte sie ein wenig traurig an, aber er war auf einmal ganz ruhig.

Dann erwachte er und machte sich auf den Weg zur Blauen Rose.