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Männer und Abschied nehmen

- Gedankengänge -

Im TV läuft "AlleyMcBeal" - eine der wenigen Serien, die ich sehr gerne sehe...

...auch wenn sie so typisch amerikanisch ist, trotzdem hat diese Serie genau den Stil den ich mag... melancholische Momente - eine besondere Art von Humor, aus dem Leben gespielt und letztendlich doch die Leichtigkeit des Seins..

"Nein, Alley, dein Traum erfüllt sich nicht, dass ich dir nur einen Zettel liegen lasse mit den Worten: ich gehe.... aber ich hasse Abschied nehmen und eigentlich wollte ich es genau so machen...." .. so Alleys Freund.

Da waren sie wieder, die Gedanken die mich die letzten Tage sehr oft beschäftigt haben und es auch immer noch tun...

Männer und Abschied nehmen...

Wie oft hast du es schon erlebt? Du dachtest, das ist er.. bist glücklich, träumst von mehr und hast ein ganzes Flugzeuggeschwader im Bauch.
Es ist so, als ob es nie anders sein könnte - herrliche Gefühle beherrschen dich und du bist rundum zufrieden.

Mal abgesehen, von klitzekleinen Momenten in denen dir auch noch etwas anderes bewusst wird - die Momente, die du ohne rosa Brille siehst, weil du sie gerade mal verlegt hast oder beim Naseputzen abgesetzt hast. Es gibt sie tatsächlich, nur sind sie kaum zu erspüren, weil du sie ja nicht haben willst - es ist auszuschliessen, dass diese Gefühle nur ein bisschen was von Wahrheit beinhalten - und doch sind sie da: Da stimmt etwas nicht!

Weg damit!
Glücklich sein - er ist es!

da passiert es... er ist weg.

Nein, er ist nicht nur mal eben zum Zigarettenholen gegangen.. er ist weg, nicht mehr da - ohne ein Wort des Abschieds gegangen.

Upppss.. er hat doch seine Zahnbürste vergessen und liegt da nicht auch noch das schwarze Shirt im Schrank, das ihm so besonders gut gestanden hat? Ach, was sag ich, wieso sprech ich in der Vergangenheit, nein, es steht im ausgezeichnet!

Klar, er wird sich melden. Man lässt nicht einfach so, seine Sachen liegen. Wie heißt es so schön: wenn jemand etwas liegen lässt, dann kommt er wieder.
Und so ist es auch, muß es sein, kann gar nicht anders sein!

Also wartest du - ungeduldig und voller Sehnsucht, mit vielen Gedanken im Kopf, wobei du wohlweislich alles negative von dir schiebst. Du wirst einzig und allein von dem "Wissen" beherrscht:

Er braucht ein kurze Auszeit und dann ist er wieder da!

Das Telefon klingelt. Das muß er sein. Nein, nein, du springst nicht sofort ran, er soll ja nicht hören, wie dir dein Herz bis zum Halse schlägt und wie zittrig und aufgeregt deine Stimme ist. 
Du lässt es dreieinhalb mal klingeln und reisst den Hörer von der Station, der dir fast wieder aus der Hand fällt, vor lauter Aufregung.

Ein bemüht ruhiges, sinnliches "Hallo" - deinerseits....
...und es meldet sich deine Mutter und fragt dich in ihrer unvergleichlichen mütterlichen Art:"Hallo, mein Mädchen, du klingst so ausser Atem und deine Stimme ist so leise. Du bist doch nicht krank?"

Nein, Mom! Ich bin nicht krank! Nein, ich bin traurig, versteh es nicht und weiß nicht warum er weg ist. In AlleyMcBeal sagen die Männer "Leb wohl" anstelle eines Zettels, auch wenn sie Abschied nehmen hassen - aber nicht mal einen Zettel hat er hinterlassen!

- denkst du dir!

Stop! Was sind das für Hirngespinnste?
Er ist doch nicht wirklich weg, mal eben, ja, aber er wird in ein paar Tagen wieder da sein. Schliesslich wart ihr so glücklich und habt wunderbar harmoniert. Haben nicht auch alle deine Freundinnen bestätigt: Ihr seid ein wirklich tolles Paar.
DAS kann man nicht einfach so wegwerfen, hinschmeissen, grundlos
aufgeben.

Nun gibt es kein Halten mehr - was dir noch vor kurzem
"nicht-denkbar" erschien, nimmt Form und Gestalt an.

Er ist weg!

Der Gedanke schleicht sich nun doch in dein verwirrtes Gehirn, aber noch sind Zweifel und Widersprüche anzubringen.

Die Warterei geht weiter und du suchst fieberhaft nach Zeichen, die dir sagen: er ist auf dem Weg zu dir. Du träumst von den neuen Zeiten und alles wird wieder so schön, wenn nicht sogar noch schöner als es je war. Du schwelgst in Erinnerungen und es wird dir bewusst, wie sehr du dich nach ihm sehnst.

Die Tage gehen dahin und nichts...
nicht die kleinste Kleinigkeit hörst du von ihm.
Dein Handy schweigt sich aus.
Dein Briefkasten ist auch nach dem fünften Mal öffnen immer noch leer.
War da nicht auch noch so vieles, worüber du mit ihm reden wolltest? So viele Fragen, die dich beschäftigten? Antworten, die nur er dir geben konnte?!
Dich quälen die vielen Fragezeichen, die wie Drohgebärden in deinem Kopf entstanden sind.
Zweifel an dir selbst:
Ich war nicht gut genug. Ich bin nicht attraktiv genug. Er hat sich mit mir gelangweilt - siehe diese unbeschreibliche Harmonie, die zwischen euch geherrscht hat.
Du stellst dich vor den Spiegel - lachst, schmunzelst, ziehst Fratzen und betrachtest dich eingehendst. Deine nächste Aktion ist die Prüfung deines Gewichts - kneift nicht seit einiger Zeit die Hose immer mehr?
Nein, kein Gramm zugenommen..

Ein Freund ruft dich an und du wimmelst ihn ab.. von wegen Harmonie-Hascherl - ich bin nicht nur auf Harmonie aus..

Nun beginnt die Phase 
"wieso-suche-ich-den-Grund-seines-fort-seins-bei-mir"

Dir fallen tausend Dinge ein.
Wie oft hast du ihn gefragt, ob nicht ein Kinoabend eine feine Sache wäre? Tanzen wart ihr auch schon lange nicht mehr.
Der Fondueabend bei Yvonne steht auch noch aus.
Wie oft hat er geantwortet: Heute Abend läuft ein wichtiges Endspiel im Fernseher. Ich bin zu müde. Lass uns doch einen gemütlichen Abend auf der Couch haben.

Soviel zum Thema: langweilig

Mußtest du nicht noch vor ein paar Tagen einen Salatabend, für ihn, einlegen, weil er 5 Kilo zugenommen hatte? Und das schwarze Shirt im Schrank liegt es nicht dort, weil es ihm viel zu eng geworden ist und er es nicht mehr tragen kann?

Deine Figur hat nicht gelitten - soviel dazu.

Und da fällt dir ein, wie oft du mit ihm über wichtige Dinge, die euer Leben und eure Gedanken betrafen, sprechen wolltest, aber er sich hinter seiner Zeitung verkroch - mit dem Gebrummel: ich muß noch das politische Tagesgeschehen durchlesen. War ihm die Politik wichtiger, als eure Gemeinsamkeit ? - schiesst es dir durch den Kopf.

Er ist weg - ohne Worte des Abschieds.
Ohne Erklärung - warum und wieso
Ohne dir zu sagen, was ihm fehlte, was er vermisste.
Er hat sich einfach davon gemacht.

Weißt du, welcher Gedanke sich mir aufdrängt?

Männer können nicht Abschied nehmen.

Vielleicht können sie es sich selbst nicht wirklich erklären, was geschehen ist.. oder sie möchten es auch nicht erklären. Sich selbst ja, aber nicht auch noch endlose Diskussionen führen - in traurige, verständnislose Augen blicken, Fragen gestellt bekommen, die sie nicht beantworten können, weil sie keine Antwort darauf wissen. Angst davor, zu erkennen, dass sie jemanden weh tun, dem sie nicht weh tun wollten.

So gehen sie und müssen sich nicht weiter darum kümmern
- selbst ein Zettel wäre zu viel - 
eín paar Worte zu viel, die sie näher bringt,
an das, was sie nicht haben wollen:

die Angst

zurück bleibt eine Frau, die nach Erklärung und nach Verstehen sucht

und nach ein paar Worten des Abschieds.

(c) by Bea (ohne Gewähr für die Richtigkeit der Gedanken)

PS: Es gibt Ausnahmen!